Buddhistisches Bekenntnis und die Sechs Vollkommenheiten
Buddhistisches Bekenntnis (Auf der Webseite der Deutschen Buddhistischen Union):
Ich bekenne mich zum Buddha als meinem unübertroffenen Lehrer. Er hat die Vollkommenheiten verwirklicht, und ist aus eigener Kraft den Weg zur Befreiung und Erleuchtung gegangen. Aus dieser Erfahrung hat er die Lehre dargelegt, damit auch wir endgültig frei von Leid werden.
Ich bekenne mich zum Dharma, der Lehre des Buddha. Sie ist klar, zeitlos und lädt alle ein, sie zu prüfen, sie anzuwenden und zu verwirklichen.
Ich bekenne mich zum Sangha, der Gemeinschaft derer, die den Weg des Buddha gehen, und die verschiedenen Stufen der inneren Erfahrung und des Erwachens verwirklichen.
Ich habe festes Vertrauen zu den Vier Edlen Wahrheiten:
Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll. Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung. Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.
Ich habe festes Vertrauen in die Lehre des Buddha:
Alles Bedingte ist unbeständig. Alles Bedingte ist leidvoll. Alles ist ohne eigenständiges Selbst. Nirvana ist Frieden.
Ich bekenne mich zur Einheit aller Buddhistinnen und Buddhisten, und begegne allen Mitgliedern dieser Gemeinschaft mit Achtung und Offenheit. Wir folgen dem Buddha, unserem gemeinsamen Lehrer, und sind bestrebt, seine Lehre zu verwirklichen. Ethisches Verhalten, Sammlung und Weisheit führen zur Befreiung und Erleuchtung.
Ich übe mich darin, keine Lebewesen zu töten oder zu verletzen, Nichtgegebenes nicht zu nehmen, keine unheilsamen sexuellen Handlungen zu begehen, nicht unwahr oder unheilsam zu reden, und mir nicht durch berauschende Mittel das Bewusstsein zu trüben.
Zu allen Lebewesen will ich unbegrenzte Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut entfalten, im Wissen um das Streben aller Lebewesen nach Glück.
Die sechs Vollkommenheiten im Mahayana-Buddhismus (Ṣaṭ-pāramitā)
Die "Sechs Vollkommenheiten" sind ein zentrales Konzept im Mahayana-Buddhismus. Sie dienen als Leitfaden für Bodhisattvas, die das Ziel verfolgen, nicht nur die eigene Erleuchtung zu erreichen, sondern auch allen fühlenden Wesen zu helfen, das Leiden zu überwinden. Diese sechs Tugenden sind:
1. Dāna-pāramitā (Die Vollkommenheit der Großzügigkeit)
Großzügigkeit bedeutet, uneigennützig zu geben. Es umfasst materielle Gaben, das Teilen von Wissen und spiritueller Weisheit sowie das Schenken von Trost und Unterstützung. Ziel ist es, Anhaftung und Gier zu überwinden.
- Beispiel: Anderen in Not zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
- Bedeutung: Großzügigkeit entwickelt Mitgefühl und reduziert Egoismus.
2. Śīla-pāramitā (Die Vollkommenheit der Moral oder ethischen Disziplin)
Die ethische Disziplin beinhaltet, tugendhaft zu leben und die buddhistischen Gebote zu beachten, z. B. nicht zu töten, nicht zu stehlen und nicht zu lügen.
- Beispiel: Ein Leben zu führen, das den Prinzipien der Gewaltlosigkeit und Ehrlichkeit entspricht.
- Bedeutung: Moralisches Verhalten reinigt den Geist und fördert Vertrauen und Harmonie.
3. Kṣānti-pāramitā (Die Vollkommenheit der Geduld)
Geduld ist die Fähigkeit, Widrigkeiten, Beleidigungen und Leiden mit Gelassenheit zu ertragen. Sie fördert Toleranz gegenüber anderen und die Überwindung von Wut.
- Beispiel: In schwierigen Situationen ruhig zu bleiben und anderen zu vergeben.
- Bedeutung: Geduld hilft, Hass und Groll zu überwinden.
4. Vīrya-pāramitā (Die Vollkommenheit des Eifers oder der Anstrengung)
Eifer bedeutet, mit Energie und Entschlossenheit an der Praxis der Tugenden und an der Verwirklichung der Erleuchtung zu arbeiten.
- Beispiel: Kontinuierlich zu meditieren und sich für das Wohl anderer einzusetzen.
- Bedeutung: Eifer beseitigt Trägheit und stärkt den Willen.
5. Dhyāna-pāramitā (Die Vollkommenheit der Meditation)
Meditation ist die Praxis der Geistesruhe und Einsicht, die zur Klarheit und Konzentration führt. Sie ist wesentlich, um Weisheit und Erleuchtung zu erlangen.
- Beispiel: Regelmäßige Meditation, um den Geist zu beruhigen und die wahre Natur der Dinge zu erkennen.
- Bedeutung: Meditation entwickelt innere Ruhe und fördert spirituelles Wachstum.
6. Prajñā-pāramitā (Die Vollkommenheit der Weisheit)
Weisheit bedeutet das Verstehen der letztendlichen Wahrheit, insbesondere der Leerheit (Śūnyatā), und das Überwinden von Ignoranz.
- Beispiel: Die Erkenntnis, dass alle Phänomene vergänglich und ohne eigenes Selbst sind.
- Bedeutung: Weisheit ist das Herzstück der Erleuchtung und leitet alle anderen Tugenden.
Die Umsetzung der Sechs Vollkommenheiten
Die "Sechs Vollkommenheiten" werden als Grundlage für die "zehntausend Handlungen" (万行, wàn xíng) gesehen, die alle Aspekte des täglichen Lebens umfassen. Jede Handlung eines Bodhisattvas sollte im Einklang mit diesen Tugenden stehen, um nicht nur persönliche Transformation zu erreichen, sondern auch anderen zu dienen.
Dieses Ideal des Altruismus und der umfassenden Praxis führt letztendlich zur Verwirklichung des Bodhisattva-Weges und der Buddhaschaft.
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